Letzte Änderung am 17.11.2014

Pyrenäen 2014

1-wöchige onroad-Motorradreise mit Kulle durch die Pyrenäen vom Mittelmeer zum Atlantik und zurück ... ein etwas anderer Badeurlaub ....

   

Samstag, 23.8.2014

Ratingen - Moux

Um 4:30 Uhr klingelt der Wecker. So ein Mist. Aber wir wollen die 1200km nach Moux im Longuedoc-Roussillon möglichst noch bis zum Abend geschafft haben. Der frühe Vogel fängt den Fisch ... oder so.
Die Suzuki GSX1250 "Bandit" von Kulle und meine KTM SM950 stehen seit gestern Abend schon auf dem Hänger. Es kann also nach einem Kaffee losgehen. Um 5 Uhr sind wir auf der Bahn.
Inzwischen ist es 14 Uhr und wir haben nach einigen weiteren Kaffees und Fahrerwechsel nur noch rund 460km vor uns. Laut Navi sollten wir um 18:30 Uhr in Moux sein. Mal sehen ...
Ok, jetzt ist es 17:30 Uhr und wir haben noch immer 300km vor uns. Ein Mega-Stau ... es macht echt keinen Spaß.
Um 21:30 Uhr ist es aber dann endlich geschafft. Als die Mopeds in der Garage des Maison las Clauzes stehen ist es bereits dunkel. Schnell noch den Rest des Reiseproviants und ein kühles Bier vertilgt, dann ist der Anreisetag vollbracht.

Sonntag, 24.8.2014

Moux - La Seu d'Urgell

Nach dem leckeren Frühstück im Maison las Clauzes fahren wir zunächst nach Lézignan-Corbieres zum Tanken.
Dann geht es über Fabrezan und Lagrasse auf Strassen kleinster Ordnung bis nach Padern. Hier biegen wir ab in die Gorges de Galamus. Wunderschön ist die Strecke, die Sonne gibt alles und der Strassenbelag ist griffig.
Es macht höllisch Spaß!
Über Prades und Mont-Louis geht es auf "roten" Strecken über den Porte-Puymorens, den Pas de la Casa und den Port d'Envalira nach Andorra. Ich fahre schon seit 40km auf Reserve, aber erst nachdem wir das Navi befragen finden wir eine Tankstelle. Was witzig ist, denn anschließend tauchen überall Tankstellen auf. Andorra ist gepflastert von Tankstellen!
Ansonsten bietet Andorra aber wenig für uns. Es ist voll, die Leute kaufen hier scheinbar günstig und zollfrei ein. Für uns ist das uninteressant. Einzig ein großer Laden mit Motorradklamotten lockt uns an.. Gekauft wird jedoch nichts.
Kurz hinter Andorra erreichen wir La Seu d' Urgell wo wir ein Hotel suchen (nämlich das, wo ich vor 2 Jahren mit Matthias war) und schliesslich das Hostal la Glorieta finden. Es wirkt etwas in die Jahre gekommen, aber unser Zimmer ist groß und hat einen Balkon.
Und auch das Essen ist ganz lecker. Mit einem Bier schmeckt eh fast alles.

Montag, 25.8.2014

La Seu d'Urgell - Torla

Die Nacht war erholsam - zumindest bis allerlei Getier im Hinterhof Alarm geschlagen hat. Zumindest diverse Hähne schienen sich einen Wettkampf zu liefern. Und ich meine auch einige Hunde herausgehört zu haben.
Das macht aber nichts, wir wollen ja eh weiter. Nach dem Frühstück mit leckerem Schinken und Salami geht es weiter auf der N260 über Adrall nach Sort. Eine herrliche Strecke bei absolut fantastischem Wetter! Leider sind die Reifen noch zu kalt, insofern ist noch Vorsicht angebracht. Aber spätestens ab Sort - nun auf der N13 - ist der Schwung und das Vertrauen in die Seitenführung wieder da.
Auf dem Port de la Bonaigua gibt es die erste "kurze" Kaffeepause, bevor wir in Vielha Proviant für ein Picknick in den Bergen besorgen.
Mit Baguette, Salamie, Ziegenkäse und Schinken bewaffnet finden wir eine Furt direkt am Fluss. Hätte ich doch nur eine Enduro dabei ... so nutzen wir die Furt nur zum Abkühlen der Füsse und vertilgen dabei die Fressalien in gleißender Sonne.
Die Streckenführung auf der N260 ist teilweise eher langweilig, mitunter aber äußerst spektakulär. Insbesondere im Congasto de Ventamillo, einer tiefen Schlucht mit Einblicken in den schäumenden Fluss, ist einzigartig.
Ein wunderbarer Fahrtag endet in Torla auf der Terasse des Abetos. Hier war ich vor 2 Jahren bereits mit Matthias - ich freue mich schon auf das Restaurant L'Atalaya Bar. In der Bar mit der guten Musik und der netten Ausstattung lassen wir auch diesmal den Fahrtag ausklingen.

Dienstag, 26.8.2014

Torla - St.Jean de Luz

Nach einem ausgiebigem Frühstück und unter strahlendem Himmel geht es los. Allerdings hat uns ein Spanier mit deutschen Wurzeln etwas den Mut genommen. Er faselte von Regen und Sturm ab Mittag ...
Davon ist nichts zu sehen, wir fahren zur nächsten Tankstelle und prüfen auch mal den Luftdruck. Was, zumindest bei mir, nötig war.
Dann geht es auf der N136 über El Portalet wieder nach Frankreich ins Vallée d'Ossau. Dann links ab über den Col de Marie-Blanque. Hier hält uns eine Kuhherde lange auf. Und ... es ziehen bedrohliche Wolken auf. In Escot ändern wir daher die Planung. Statt zurück nach Spanien fahren wir nach Oloron-Sainte-Marie und essen dort erstmal Fritten.
Dann geht es auf der D919 und der D131 nach Larrau. Bislang alles absolut tolle Strecken. Mit sehr unterschiedlichen Anforderungen. Mal eng, mal weit, mal übersichtlich, mal vollkommen chaotisch. Die Strassenbauer haben ganze Arbeit geleistet, es war darunter sicherlich der ein oder andere passionierte Mopedfahrer.
Ab Larrau geht es quer durch die Pampa auf kleinsten Strassen nach St.Jean-Ped-de-Port und über den Col d'Ispéguy wieder nach Spanien. Aber nur für ein kurzes Stück, dann sind wir wieder in Frankreich. Übrigens sehr schön, das man keine echte Grenze hat oder gar Geld tauschen muss! Europa mag seine Mängel habe, aber das hat schon was!
Kurze Zeit später machen die Wolken Ernst, es regnet. Wir warten um dem Regen eine Chance zur Aufgabe zu geben und verdrücken unter einem Baum den Rest der Salami. Als wir uns dann nach ca. 10 min doch in die Regenklamotten zwängen und losfahren hört der Regen auf. Klar. Und die Strasse ist wenige 100m weiter vollkommen trocken. Ein echter Klassiker.
Da der Verkehr Richtung Atlantik immer mehr zunimmt, wird es unerträglich heiß unter den Regensachen. Am Atlantik angekommen können wir uns ihrer entledigen und schießen einige Selfies, bevor wir endlich ein Hotel finden, das Hotel Arena in St.Jean de Luz.
Das Abendessen gibt es in der Nähe des Hotels in rustikal baskischer Atmosphäre des Restaurants "La Table des Basques". Es gibt Lammkoteletts mit Fritten und anschliessend Pannacotta. Dazu leckeren Rose. Gemütlich.
In weinseliger Laune gehen wir noch die 2 km an den Strand um die Beine zu vertreten, die 320km des heutigen Tages stecken in den Knochen.
Auf Wunsch von Kulle soll ich noch erwähnen, das uns sein Regenschirm auf dem Rückweg gute Dienste geleistet hat ... ja, stimmt ... dennoch möchte ich das Teil auf die Liste der "Dinge-die-Man(n)-auf-Mopedtour-entbehren-kann" gesetzt wissen.

Mittwoch, 27.8.2014

St.Jean de Luz - Jaca

Um 8 Uhr machen wir uns zu Fuß auf den 2km Weg zum Strand um den ersten Teil unserer Abmachung zu erfüllen - das Bad im Atlantik. Es ist ein abenteuerlicher Weg durch die Macchia der Steilküste hinunter ans Wasser. Einige Surfer sind unterwegs. Die Wellen sind hoch. Die Unterspülung haut einige große Steine gegen die Füße. Schwimmen wäre echt zu gefährlich. Aber ein wenig plantschen gilt ja schliesslich auch ... Abmachung erfüllt!
Was für ein unglaublich herrlicher Fahrtag. Von wegen schlechtes Wetter. Nix da. Nach dem Frühstück tun die Wolken das, was ich am liebsten mag - sie verziehen sich. Reststücke bleiben erhalten, die den Sonnenschein aber in keinster Weise beeinträchtigen. Einzig über den Zentralpyrenäen scheint eine Schlechtwetterzone zu liegen. Aber da wollen wir heute ja nicht hin.
Es geht zunächst über den Col d'Bardin wieder nach Spanien. Dann auf der 121A über Santesteban, den Puerto de Belate nach Olagüe. Hier biegen wir ab Richtung Iragi. Ein kleiner, traumhafter Pass mit erstaunlich tollem Strassenbelag.
Dann geht es weiter auf der N135 bis Espinal, wo wir in das Valle de Arce einbiegen.
Auf der Karte ist die Strecke gelb markiert - was Strassenführung und Fahrbahnbeschaffenheit angeht ist das Teil aber ein echter Hammer. Und dann bei dem Wetter. Wem hier nicht die Gashand zuckt, dem ist einfach nicht zu helfen.
In Lumbier machen wir Pause. Zunächst müssen wir die kleinen Gässchen regelrecht nach einer Bar absuchen. Erst im zweiten Anlauf finden wir eine. Hunger haben wir noch nicht, aber der Flüssigkeitsverlust muss ausgeglichen werden.
Von hier geht es in die Sierra de Illón über den Puente de Bigüézal und Navascués und dem Puerto de Las Coronas nach Burgui und dann weiter bis Sigüés. Diese 47km sind das mit Abstand tollste Stück Strasse, was wir bisher auf dieser Tour unter die Räder bekamen. Kulle fragte mehrfach ob es sich möglicherweise um eine Teststrecke zur Reifenerprobung handeln könnte.
Weiter geht es auf der N240 Richtung Jaca. Bevor wir den Ort erreichen machen wir jedoch noch den Abstecher über Santa Cruz de la Serós, Bernués und den Puerto de Oroel. Das letzte Teilstück ist in einem miserablen Zustand. Hier müssen unbedingt EU-Gelder in einen neuen Strassenbelag investiert werden :-)
In Jaca finden wir nach kurzer Suche das Hotel A Boira. Die Moped kommen in die Garage und wir gönnen uns vor dem Duschen das verdiente Iltisbier..
Nach dem Duschen geht es auf Erkundung durch Jaca. Eine beeindruckende Zitadelle und eine schöne, quirlige Innenstadt. Ab 20 Uhr erwacht das Leben, überall auf den Strassen sitzen die Leute bei Wein und gutem Essen. Es wird beobachtet und man wird gesehen. Es lebe der Süden.

Donnerstag, 28.8.2014

Jaca - Bagnères-de-Luchon

Nach dem Frühstück mit Toast, Käse, Wurst und natürlich Kaffee geht es zunächst ähnlich weiter wie es gestern Abend aufgehört hat. Die Strecke geht auf kleinsten Strassen in einem Bogen über Aisa und stößt dann wieder auf die E07 / N330. Wir wollen über den Puerto de Somport, landen aber leider im Tunnel du Somport und dann in Frankreich. Also nehmen wir den Pass eben von der anderen Seite und erklimmen wieder Spanien. Wäre auch sehr schade gewesen, denn der Pass ist traumhaft. Es geht dann auf der gleichen Seite wieder hinunter nach Frankreich.
In Escot waren wir schon einmal. Hier geht es wieder nach rechts ab auf den Col de Marie-Blanque. Das ist damit der einzige Pass auf der Tour, den wir zweimal befahren. Was aber kein Nachteil ist, hier könnte ich täglich rüberfahren ohne das Langeweile aufkäme.
In Bielle biegen wir ab Richtung Laruns um den Pässemarathon zu starten.
Es geht zunächst durch die Cascade de Valentin und auf den Col d'Aubisque. Dann weiter auf den Col du Soulor und bis nach Agelés-Gazost.
Anschliessend wird es wieder eng. Wir durchqueren den Gorge de Luz und erreichen Luz-St.Saveur.
Dann kommt der "König der Pyrenäenpässe" unter die Räder, der Col du Tourmalet. Weiter geht es auf der D918 über Saint Marie-de Campan und den Col d'Aspin nach Arreau. Über weiterhin herrlichste Strecken erreichen wir schliesslich Bagnères-de-Luchon. Hier quartieren wir im Hotel Panoramic ein. Das wird von zwei Belgiern geführt und vom Tourenfahrer empfohlen. Was man leider auch am Preis merkt. Die Mopeds übernachten auf einem separaten, abschliessbaren Grundstück in der Nähe.
Das Iltisbier ist eigentlich keins - da wir schon geduscht sind. Und es ist echt teuer! Wir erkunden weiter die Stadt, die ganz im Zeichen der Tour de France zu stehen scheint und finden eine sehr gemütliche Pizzeria mit guter Musik und leckerem Essen. Nach der Pizza gibt es noch Crêpes als Nachtisch. Gut gelaunt und voll gesättigt geht es zurück ins Hotel.

Freitag, 29.8.2014

Bagnères-de-Luchon - Moux

Oh ha, eine zentrale Lage ist ja durchaus eine feine Sache. Das Hotel hat diese Lage ... direkt an der Durchgangsstrasse zur Innenstadt und gegenüber einer Kirche mit lieblichem Glockenspiel. Leider erklingt das auch zu Zeiten, wo ich einem noch so lieblichem Glockenspiel so gar nichts abgewinnen kann. Mit anderen Worten, es war recht laut die Nacht.
Der Blick aus dem Fenster verheißt wettertechnisch auch nichts Gutes. Die Wolken hängen ausgesprochen tief.
Was aber zunächst einmal nicht weiter schadet, da wir eh nur noch an die Küste wollen - um im Mittelmeer zu baden - und dann nach Moux. Viel Zeit zum Befahren kleinerer Strassen bleibt also nicht. Und Verbindungsetappen sind notfalls ja auch im Regen zu ertragen.
Nach einem reichhaltigen Frühstück mit einer Horde motorradfahrender Holländern geht es los. Erstmal noch nach Plan auf den Col de la Menté und weiter nach St.Lizier. Der Pass ist aber leider naß und nebelverhangen, ich trage das Moped fast um die Kurven. Fahrspaß sieht anders aus.
Also geht es ab jetzt auf roten Strassen über Foix und Quillan nach Port-la-Nouvelle. Das Wetter ist inzwischen wieder wie gewohnt. Sonne satt. Und auch die Strecke ist alles andere als langweilig. Hier im Pyrenäen-Vorland kommen wir flott voran.
In Port-la-Nouvelle fahren wir mit den Mopeds direkt an den breiten Strand. Den teilen wir uns mit anderen Badegästen sowie mit Wohnmobilen, Buggy-Kitern und Strandseglern. Wir stellen die Mopeds ab und lösen den zweiten Teil unseres etwas anderen Badeurlaubs ein. Wobei sich das Mittelmeer im direkten Vergleich wesentlich angenehmer gibt. Es ist windig und auch im Wasser sind Kiter und Windsurfer unterwegs. Das Bad tut soooo gut.
Es gibt noch einen Kaffee am Hafen und dann müssen wir uns sputen um rechtzeitig zum Essen in Moux zu sein. Da kennt Susanne kein Pardon.
Die 50km sind die letzten per Moped auf dieser Tour. Ein schöner Abschluss.
Wir sind um 18:40 Uhr dort, der Tacho zeigt 1876 insgesamt gefahrene Kilometer an.
Wir beschliessen noch die Mopeds auf dem Hänger zu verstauen und sitzen dann gemütlich mit den anderen Gästen beim Essen. Es gibt Shrimps, Salat, Hähnchenkeule, Rosenkohl (super lecker!) und Eissorbet.
Die Stimmung bei Kulle ist sehr getrübt, weil er scheinbar seinen Fotoapparat und Fernglas beim letzten Halt nicht wieder eingepackt hat. Was natürlich auch für mich bitter ist, denn er hat die ganze Tour wie wild Fotos geschossen.
Nach Bier und Pastis als Absacker gehen wir ins Bett.

Samstag, 30.8.2014

Moux - Ratingen

Wir beeilen uns mit dem Frühstück weil wir noch nach Port-la-Nouvelle wollen, um den Verlust des Fotoapparates zu melden. Vielleicht liegt er ja auch noch in der Bar, in der wir noch Kaffee getrunken haben.
Ein letztes Mal schaut Kulle seine Sachen durch. Zunächst findet er das Fernglas ..., was seine Theorie, wie es zum Verlust gekommen sein könnte, zerbröckeln läßt. Kurze Zeit später taucht auch der Fotoapparat auf. War in der Jacke ... nur nicht dort wo er sonst war. Große und unendliche Erleichterung bei Kulle.
Meine Freude über die Fotos und das nicht-nochmal-einen-Umweg-fahren-zu-müssen vermischt sich mit dem Verlangen Kulle einen blauen Fleck zu verpassen ;-)
Nun kann die lange Rückfahrt beginnen. Wir holen noch Proviant im Supermarkt, dann geht es auf die Autobahn.
Wir haben viel Verkehr und einige Staus und wechseln uns regelmäßig mit dem Fahren ab.
Ab Deutschland setzt der Regen ein. Darf er, jetzt ist es egal!

Fazit

Super Wetter über die komplette Urlaubszeit, tolle Strecken, gebadet im Atlantik und im Mittelmeer, eine rundum gelungene Tour!