Letzte Änderung am 26.11.2007

Türkei-Tour 1991

6 wöchige Motorradtour mit meiner Transalp ...

Mittwoch, 1. Mai 1991

Hier sind ein paar technische Daten.

Nach einer kurzen Vorbereitungs- und Packzeit am gestrigen Abend ging es heute um 12 Uhr los.
Claudia wies mir kurz die richtige Richtung, und einmal auf den Weg gebracht, habe ich die Autobahn schnell gefunden. ;-) Aber kurz vor Hagen, auf der A45 Richtung Frankfurt, war dann bereits Schluss. Nach nur ca. 18km auf Reserve blieb ich, zum Glück an einem Rastplatz, wegen Spritmangel stehen. Oh wie peinlich! Und so einer will bis nach Italien und in die Türkei ...
Na egal, ich hatte unverschämtes Glück, denn 2 Motorradfahrer auf dem Rastplatz konnten mir mit 2 Litern Sprit aushelfen. Das muss man sich mal vorstellen: Da sind Biker mit einem Reservekanister unterwegs! Ich habe vor lauter Dankbarkeit glatt 5 DM bezahlt.
Danach ging es bis Bruchköbel cool und locker weiter. Oma hat sich sehr gefreut als ich um 15 Uhr bei ihr ankam. Ich wurde mit Kuchen, Abendbrot und einer Flasche Wein verwöhnt und wir hatten einen gemütlichen Abend.
Jetzt sitze ich im Gästehaus des Altersheims. Ich habe ein nettes Zimmer und freue mich tierisch darauf morgen etwas wärmere Gefilde zu erreichen.

Donnerstag, 2. Mai 1991

Es ist bitterkalt, ca. 5°C. Dementsprechend fühle ich mich ein wenig vereist. Ich habe wohl die Maitemperaturen überschätzt. Bis hinter die Alpen wird mich der Frost noch verfolgen. Und ich habe, idiotischerweise, keine warmen Handschuhe oder gar Thermowäsche dabei. Gerade eben habe ich mit Schinkenröstli und einem frisch gezapften Bier meine Laune auf Vordermann gebracht. An den Röstli erkennt man: ich bin in der Schweiz. Und zwar am Sursee, kurz vor Nottwill, auf einem kleinen Campingplatz. Der "Chef" hier ist ein typischer Schweizer. Bis er begriffen hatte, dass ich hier übernachten will, war fast alles zu spät. Aber als es dann gefunkt hatte, war er die Freundlichkeit in Person. Nachdem ich eine Zeltstange geflickt hatte, sie war der Länge nach gebrochen, stand das Zelt innerhalb weniger Minuten.
Heute morgen hatte ich mich natürlich erst mal verfranst. So ca. 50km Umweg waren es wohl. Ansonsten verlief die Fahrt bis Basel ereignislos. Ich habe von dort einen Abstecher nach Frankreich gemacht, aber Pierre und seine Familie waren nicht zu Hause. Zu warten hatte ich keine Lust, also habe ich nur einen Gruß hinterlassen und bin weitergedüst.

Freitag, 3. Mai 1991

So, jetzt habe ich die Faxen dicke. Bis auf ein kleines Stück hinter dem St. Gotthard-Tunnel bin ich den ganzen Tag im Regen gefahren. Das demoralisiert gewaltig.
Aber was noch viel mehr auf mein Gemüt drückt ist die Tatsache, dass ich keine EC-Karte mehr habe. In Rimini habe ich am Automaten Geld abheben wollen - und mich vertippt. Beim zweiten Versuch hat die Kiste dann einen Maschinenfehler gemeldet und sich verabschiedet. Den dritten Versuch habe ich bei einer anderen Bank gestartet. Der dortige Automat hat dann meine EC-Karte einbehalten! Da heute das Wochenende beginnt, muss ich auf die VISA-Karte vertrauen, ich hoffe, sie wird auf dem Zeltplatz in Riccione akzeptiert.
Ich war zwischenzeitlich so down (kein Geld, kaum noch Sprit, keine Checkkarte, regennasse Ausrüstung, ...), dass ich ein fürstliches Hotel suchte, um meinen Frust im Luxus zu baden. Aber meine Frage nach der VISA-Akzeptanz wurde mit "Ja, aber wir sind belegt" quittiert. Und das, obwohl nur 3 Autos vor der Tür stehen. Mein Eindruck muss gewaltig sein.
Dabei fing der Tag ganz gut an. Ich habe einen Typen getroffen, der mit seiner 48er Harley von Villingen nach Venedig unterwegs war. Die Kiste hatte keine Federung und als Sitzbank nur ein Stü ck Leder. Wie letzteres muss auch der Hintern des Fahrers beschaffen sein. Da habe ich es um einiges besser. Den Harley-Treiber habe ich auf der Autobahn wieder getroffen. Er stand auf dem Standstreifen. Ich hielt an und fragte nach seinem Problem. Aber er zog sich nur Handschuhe an, da es anfing zu schneien. Die Handschuhe waren fingerlose, ungefütterte Dinger mit Nieten. Dankbar stellte ich meine Griffheizung auf Stufe 2 und fuhr weiter ...
Ich habe heute ca. 800km abgerissen, von der Landschaft in der Schweiz und Nord-Italien nichts gesehen, einen nahezu leeren Magen (es gab heute zwei trockene Brötchen und zwei Tafeln Schokolade), eine leere Brieftasche, kalte Füße und eine miserable Laune. Das ist das Fazit des dritten Urlaubstages.

Samstag, 4. Mai 1991

Heute nacht habe ich sehr gut geschlafen. Es war relativ warm und ich war ja auch fix und fertig. Nach langem Fußmarsch durch die Stadt habe ich endlich einen Automaten gefunden, der VISA akzeptiert. Mit Geld in der Tasche sieht die Welt doch gleich ganz anders aus! Hier in Riccione ist man voll auf den Tourismus eingestellt, aber jetzt in der Vor-Saison wirkt alles irgendwie trostlos. Und der Strand ist so zugebaut mit Umkleidehäuschen, Cafés, Bootsvermietungen und dergleichen, dass ich mir nicht vorstellen könnte hier einen kompletten Urlaub zu verbringen.

Sonntag, 5. Mai 1991

Es ist unglaublich, aber man kann sich einfach nicht auf das Wetter einstellen. Der Wind von gestern Nacht hatte die Wolken so schön vertrieben, sodass ich heute Morgen gutgelaunt Richtung San Marino fuhr. Alleine die Strecke dorthin war super! Endlich kam einmal das richtige Feeling auf. Aber ich musste höllisch aufpassen, die Italiener zwangen mich oft zu riskanten Ausweich- und Bremsmanö vern.
San Marino hat eine schöne Burg zu bieten, aber natürlich öffnet sie sich nur dem unmotorisierten Besucher. Und für das Abstellen der Maschine soll ich auch noch Parkgebü hren zahlen? Nein Danke, ich verzichte.

Montag, 6. Mai 1991

Was für ein Tag, endlich kommt so etwas wie Urlaubsstimmung auf. Um 7:30 Uhr hatte ich alles verstaut und konnte den Zeltplatz verlassen. Es ging wieder Richtung Bologna, denn in Cesana wartete ja noch meine EC-Karte. Ich stand dort bereits um halb 9 Uhr auf der Matte. Zunächst wollten die Banker nicht so recht, da eine eingezogene Karte normalerweise vom ausgebenden Kreditinstitut zurückgegeben wird. Aber nachdem ich dem Filialleiter meine missliche Lage geschildert habe, wurde der Automat geöffnet. Nachdem mein Reisepass kontrolliert und kopiert wurde und ich die Aushändigung der EC-Karte gegengezeichnet hatte, konnte ich endlich nach Ancona düsen.
Am Fährhafen kam gerade Kai aus Freising mit seiner DR Big an. Zusammen haben wir uns Pizza und ein Bierchen genehmigt und dem irgendwie eleganten Treiben der Italiener zugeschaut.
Zwischenzeitlich hatte ich das nasse Zelt zum trocknen auf die Transalp gehängt - noch schien die Sonne. Nach 13 Uhr hat es dann wieder nur geschüttet, und alle, die mit ihren Motorrä dern zum Fähranleger kamen, sahen ziemlich demoliert aus. Während des gemeinsamen Wartens auf die Zollabfertigung hatten wir viel Spaß beim 'Benzin reden'. Ich konnte einiges ü ber das Motorradreisen in Griechenland und der Türkei erfahren.
Beim Verladen hatte ich echt Angst um meine Kleine, die Burschen gingen beim Verzurren nicht gerade zimperlich mit ihr um.. Hoffentlich überlebt sie die Seereise ohne Beulen und Kratzer.
Da das Wetter so schlecht ist, habe ich einen Platz in einer 4-Bett-Kabine gebucht. Mit Dusche! Man wird eben doch alt und bequem.

Dienstag, 7. Mai 1991

Heute schien endlich mal den ganzen Tag die Sonne. Dementsprechend spielte sich das Geschehen auf dem Deck der "Ariadne" ab. Zwischendurch hat sich die Motorrad-Clique immer wieder auf ein Bier bzw. zu den Mahlzeiten getroffen.
In Korfu gingen und kamen einige Passagiere, und ich nutzt die Gelegenheit, um nach der Transalp zu sehen. Während der Fahrt ist das Fahrzeugdeck nämlich geschlossen. Es geht ihr bestens. Im Hafen hat auch das Schiff von Kai festgemacht (er ist unterwegs nach Igumenitsa), wir konnten uns kurz gegenseitig von Deck zu Deck fotografieren. Ansonsten verläuft so eine Seereise recht eintönig. Im Moment haben wir recht starken Seegang, sodass ich wieder mal Angst um mein Kleine habe.
Vielleicht ein Wort zu den Mitreisenden: Fred ist 48, 190cm groß und wiegt sicher über 120kg. Er fährt BMW R100GS PD und lebt zeitweilig in der Türkei. Detlev und Claudia fahren Honda VFR750 und Suzuki GSX750 und Matthias fährt XBR600, er kommt aus Mülheim/Ruhr. Dann sind da noch 2 Pärchen mit DR650 bzw. BMW R80RT.
Heute nacht legen wir noch in was-weiß-ich an, dann werde ich einen meiner Griechen los (einer von 3 Zimmergenossen). Hoffentlich kommt kein Ersatz.

Mittwoch, 8. Mai 1991

Wieder war das Wetter super! Heute morgen ging es durch den Kanal von Korinth. Sehr eindrucksvoll. Teilweise sind zwischen der Schiffswand und der Kanalwand nur noch 1 Meter Zwischenraum. Um 11 Uhr waren wir im Hafen von Piräus. Wir hatten uns entschlossen zur Akropolis zu fahren. Per Taxi kein Problem - nur mussten wir die Taxen (2 für je 3 Personen) erst einmal ergattern.
Die Akropolis war eine Enttäuschung. 15000 Drachmen (15,- DM) Eintritt für ein paar Steine und ein Baugerüst ist doch etwas happig. Das Essen in der Plaka, mit viel Wein und Musik, war da schon viel interessanter.
Um 17 Uhr legte die Ariadne wieder ab. Von nun an hatte ich die Kabine für mich alleine, es waren kaum noch Leute auf dem Schiff. Natürlich habe ich im Hafen wieder nach der Transe geschaut. Die anderen sind schon richtig amüsiert darüber, wie ich mich um mein Motorrad sorge. Alles war in Ordnung, natürlich.
Abends saßen wir dann zu zehnt beisammen. Fred hat uns berichtet, was man sich alles anschauen sollte. Er ist mindesten 5 mal im Jahr in der Türkei. Meist beruflich mit Auto oder Flieger. Oder, so wie jetzt, rein privat, mit seine BMW. Er hat ein Haus in Fethiye, und bis Marmaris werden wir zusammen fahren.

Donnerstag, 9. Mai 1991

Ich sitze in Içmeler in einer Bar, schaue aufs Meer, trinke mein zweites Tuborg und lausche Rod Stewart's 'I am sailing'. Was gibt es Schöneres.
Nachdem wir nur eine Stunde für die Zollabfertigung benötigten, haben wir uns alle auf Döners Campingplatz in Kusadase getroffen.
Wenn die Motorräder irgendwo erscheinen, dann ist das Aufsehen sehr groß. Immer ist eine Traube von Türken um uns herum. Das Fahrzeug wurde peinlich genau im Pass eingetragen. Damit wird verhindert, dass man es hier verkauft, was für beide Seiten recht vorteilhaft wäre.
Döners ist recht bekannt bei allen Motorradfahrern, die die Türkei besuchen. Hier bekommt man bei Peter und Jutta alles, was der Motorradfahrer braucht. Zur Zeit befinden sie sich allerdings in Marmaris, also in meiner Zielgegend.
Nach einer Portion Joghurt mit Spinat (komische Kombination, aber echt lecker), verabschieden wir uns von Claudia und Detlev, den Sportmaschinenfahrern.
Fred, die zwei aus Recklinghausen mit der DR 650, die beiden R80RT Fahrer und ich haben uns dann auf den Weg gemacht. Es ging über Selçuk auf der 525 bis zum Bafa Gölü. Die BMW'ler haben wir allerdings unterwegs verloren; Hans-Jürgen konnte das Tempo nicht halten ...
An dem Binnensee, ein ehemaliger Teil des Meeres der durch den Menderes zum See wurde, haben wir Fisch gegessen. Ein malerischer Platz!
Auf einer schönen Strecke über Yatagan und Mugla ging es dann bis zur Kreuzung bei Marmaris. Hier trennten sich, nach dem üblichen Glas Tee, unsere Wege. Die 3 anderen wollten weiter nach Fethiye. Ich bin nach Marmaris abgebogen. Die Straße dorthin ist einfach fantastisch. Ich bin gefahren wie im Rausch. Bei dem Wetter und in so einer Gegend ist Mopedfahren einfach toll. In Içmeler habe ich mir schon mal unser Hotel angesehen. Es liegt nicht so schön wie das Turunç, aber schon die Auffahrt ist ein Hammer! Wenn ich nicht schon gezahlt hätte, wü rden die mich vielleicht gar nicht herein lassen.
Am anderen Ende von Içmeler habe ich einen Campingplatz gefunden. Ich bin der einzige Gast. Zu zahlen habe ich 10000 Lira pro Tag, also keine 5 DM! Und zum Meer sind es, bei pessimistischer Sch ätzung, 20 Meter. Nur die überaus wichtige Bar liegt dazwischen - auch hier bin ich der einzige Gast. Içmeler ist ein reines Touristendorf. Nachdem ich mich jetzt zu den 'richtigen' T ürkeireisenden zähle, scheue ich mich etwas in solch einem Hotel / Ort 3 Wochen Pauschalurlaub zu verbringen. Standesdünkel!?

Freitag, 10. Mai 1991

Heute Nacht hat es geregnet und es war den ganzen Tag bewölkt. Also habe ich mich um 9 Uhr auf den Weg gemacht die Halbinsel Daracya zu durchforsten. Die Karten stimmen leider nicht, sodass ich mich oft verfahren habe. Bis 14 Uhr habe ich auf den Schotterpisten gerade 60km geschafft. Endlich durfte sich die Transe mal als Enduro bewähren, teilweise war ich nur auf Eselspfaden unterwegs. In Bayirköy habe ich auf dem Marktplatz, unter den Augen der neugierigen Einheimischen, meinen Tee getrunken.
Zwischendurch habe ich mich mit zwei Deutschen beratschlagt, die ebenfalls miese Karten hatten und mit einem Mietjeep unterwegs waren. Auf dem Rückweg habe ich in Turunç gehalten. Das Café Klick existiert nicht mehr. Im Nachbarladen habe ich mit Mustafa, der wegen seiner Deutschkenntnisse extra für mich herbeigeholt wurde, mehrere Tee getrunken. Er ist Reiseführer und hat mir einige Routen vorgeschlagen.. Den Tee durfte ich natürlich nicht bezahlen, als ich mich später auf den Weg nach Dalyan gemacht habe. Nach Mustafas Auskunft haben Klaus und Michael, die ehemaligen Café-Klick-Besitzer, ihren neuen Laden dort. Also nichts wie hin!
Nach 2 Stunden Fahrt habe ich die 100km geschafft, diesmal onroad, und anhand des Plymouth von Klaus auch das Restaurant, die Caretta-Bar, recht schnell gefunden. Der Laden ist super! Direkt am Fluss gegenüber der Felsengräber von Kaunos gelegen. Klaus kam sofort auf mich zu. Nicht etwa aufgrund eines spontanen Erkennens, sondern in seiner Eigenschaft als Motorrad-Fan. Dann aber war die Wiedersehensfreude riesig. Ich musste erzählen und bekam etwas zu essen.
Dann wurde ich zu einer Bootstour durch das Schilflabyrinth bis an den Strand eingeladen. Trotz des miesen Wetters war es hervorragend. Deshalb habe ich Klaus auch mal mit der Transalp fahren lassen. Es waren zwar üble 10 Minuten für mich, aber es hat sich gelohnt. Er grinste wie ein Honigkuchenpferd und hat sich danach erkundigt, wie er am Besten so eine Maschine bekommen kann. Nach den drei Hotelwochen will er mir in Dalyan eine Pension besorgen. Für ganze 10 DM die Nacht. Hätten wir nur nicht schon den ganzen Urlaub im voraus gebucht!
Nach dem Abschiedsraki ging es im Regen auf schmieriger Straße zurück nach Içmeler. Es ist wirklich ungeheuer gefährlich bei Regen hier zu fahren, aber nach den Schotterpisten des Morgens war ich das Driften ja gewohnt ;-)
Jetzt sitze ich vor dem Kamin am Campingplatz und lasse mir das Bier schmecken. Schon jetzt schmerzen vor allem die Arme und der Oberkörper von der Geländefahrerei. Morgen schmerzen sicher auch noch die Beine, denn mind. 20 km bin ich im Stehen gefahren.

Samstag, 11. Mai 1991

Ich bin im Hotel Marti und warte auf das Abendbrot. Eigentlich warte ich schon den ganzen Tag. Heute morgen z.B. auf das Ende des Regens, vergebens! Ich habe das Zelt stehen lassen und hole es später einmal ab. Ich habe bei Mustafa noch gefrühstückt, unter anderem türkischen Schinken. Sehr zart und geschmackvoll, nur zu empfehlen!
Ab 10:30 Uhr habe ich im Hotel darauf gewartet, das das Zimmer frei wird. Erst um 14 Uhr konnte ich einziehen. Es liegt im Erdgeschoss, so ziemlich am Ende der Anlage, dadurch aber auch sehr ruhig. Es ist eine Terrasse und ein Wohnzimmer dabei. Sehr hübsch, aber viel zu dunkel. Und auch die sanitäre Ausstattung ist für diese Preisklasse kaum akzeptabel. Na ja, egal.
Danach habe ich Helm, Schuhe und Hose gereinigt; der rote Staub, in Verbindung mit dem Regen, ist doch sehr anhänglich!
Nachdem ich alle 12 Karten geschrieben habe, die ich im Urlaub schreiben wollte, sowie einen Brief an Claudia, warte ich nun darauf einen halben Hammel zu vertilgen. Um 23 Uhr wird BB wohl ankommen. Dann wird das eine und andere zu erzählen sein. Sicherheitshalber habe ich einige Bierchen im Kühlschrank deponiert.

Sonntag, 12. Mai 1991

Das Wetter ist wieder hervorragend. Nach dem Frühstück gab es eine Infoveranstaltung vom Reiseveranstalter. In den 1 1/2 Stunden habe ich nichts Neues gehört und ich fühlte mich als Individualreisender unter den Pauschal-Touristen sehr unwohl. Und dieses Gefühl verlässt mich eigentlich gar nicht mehr. Danach haben wir uns ganz der Sonne hingegeben, teilweise mit Bier an der Bar, teilweise mit Bier am Strand, in jedem Fall aber mit Bier. Ich habe einen leichten, BB einen gewaltigen Sonnenbrand. Abends haben wir das Zelt abgeholt und uns mit Mustafa unterhalten. Er hat uns für das morgige Frühstück Pastirma, die türkische Schinkenspezialität, geschenkt.

Montag, 13. Mai 1991

Zuerst zum Wetter. Es ist wieder mal schlecht. Also sind wir nach dem Frühstück mit dem Dolmus nach Marmaris und haben uns ein wenig umgeschaut. Ich habe zwei Filme und After Sun Lotion besorgt. Ansonsten haben wir uns schon mal Schmuck und Ledersachen angesehen. Zurück sind wir mit 20 Leuten in dem Kleinbus gefahren. Ist echt witzig.
Ich habe mich danach aufs Motorrad geschwungen und fuhr wieder nach Marmaris zur nächsten Tankstelle. Eigentlich wollte ich sie ja selbst waschen, aber der Knabe dort hat gleich wie wild angefangen die völlig verdreckte Transalp zu schrubben. Er hat das sehr gut gemacht und wurde dementsprechend entlohnt. Jetzt steht sie wieder wie neu an einem geschützten Platz am Hotel.
Später bin ich gejoggt. Es ist aber recht ungünstig in dieser Gegend zu laufen, denn entweder man läuft auf Teer oder auf Schotter. Letzteres hat den Nachteil das mich jedes vorbeifahrende Fahrzeug Staub fressen lässt. Eine überfahrene Schildkröte hat mich kurzfristig fast genötigt den Magen zu entleeren. Ihr Panzer sah aus wie zertretene Eierschale. Eklig!
Als ich wieder zurückkam ging es kurz zur Abkühlung ins Wasser und danach in die Sauna. Sie hatte nur 60°C, aber nach 30 Minuten schwitzt man auch dort.

Dienstag, 14. Mai 1991

Das Wetter ist wieder durchwachsen. Man kann teilweise sogar am Strand liegen. Aber ein T-Shirt ist schon angebracht. Um nicht die gesalzenen Bierpreise im Hotel zahlen zu müssen, habe ich heute 20 Dosen für unseren Kühlschrank besorgt. Und ein halbes Kilo Pistazien. Von daher sind wir also ganz gut versorgt. Das Essen heute Abend war wieder besser. Es gab nicht so ein chaotisches Gedränge wie gestern. Und im Dorf haben wir einige nette Bars als Anlaufstelle ausfindig gemacht.

Mittwoch, 15. Mai 1991

Es regnet dermaßen, dass ich vom Lärm der herabstürzenden Wassermassen geweckt werde. Es ist fürchterlich deprimierend. Weder Baden, noch Saunen oder gar Moped fahren ist angesagt. Stattdessen Bier schlürfen, Pistazien knabbern und Karten spielen. Mein Gott! Morgen wollen wir mit einem Mietwagen nach Mugla und Kaunos. Wenn es mit dem Wetter nicht besser wird, werde ich noch depressiv. Dann schwinge ich mich auf die Transe und verschwinde gen Süden. Aber ein paar Tage werde ich noch abwarten.

Donnerstag, 16. Mai 1991

Der Anhänger bzw. Kinderring, den mir Claudia mitgegeben hat, ist vollkommen schwarz. Der Grund: Wir waren heute in Dalyan mit dem Schiff an einem Ort wo schwefelhaltiges, ca. 35-40°C heißes Wasser aus dem Boden sprudelt. Die Stelle ist nur über einen Eselspfad zu erreichen und vorerst noch ein Geheimtipp. Aber eben doch bekannt genug, um von einigen "Ausflugsdampfern" angesteuert zu werden. BB und ich haben ein ausgiebiges Sitzbad in dem nach faulen Eiern stinkenden Wasser genommen. Mein silberner Anhänger war, wie erwähnt, vollkommen schwarz. Aber BBs Hexenschuss, den er sich kurz vor der Abreise in Hamburg zugezogen hatte, ging es wesentlich besser. Ein echter Jungbrunnen also.
Schon um 5 Uhr waren wir aufgestanden, und um 6 Uhr sind wir mit dem gemieteten Renault gestartet. Zunächst waren dicke Regenwolken über uns, aber ab 9 Uhr war endlich mal wieder feinstes Türkeiwetter. In Mugla ist Donnerstags ein großer Markt. Wir kannten das schon vom letzten Jahr. Nachdem wir eine Fleischsuppe gegessen hatten belebte sich der Markt langsam. Es war wieder ein besonderes Erlebnis - dieser Markt ist wirklich einmalig..
Dann ging es an Marmaris vorbei nach Dalyan, wo wir gegen 10:30 Uhr ankamen. Klaus hat uns ein Schiff mit Bootsführer besorgt, der uns durch den Schilfgürtel nach Kaunos fuhr. Der Besuch dieser antiken Stadt war toll. Wir haben auf unbefestigten Wegen den Hügel mit den Stadtbefestigungen erstiegen. Der Ausblick war die Mühe wert. Beim Abstieg wäre ich dann beinahe auf eine kleine Schildkröte getreten.
Währenddessen hat der Bootsführer auf uns gewartet um uns weiter zum Strand zu schippern. Jetzt wurde dann auch das Bier alle, welches Klaus uns fürsorglich mitgegeben hatte ;-)
Der Strand ist fantastisch. Kein Wunder, dass die Schildkröten hier ihre Eier ablegen. Der aufkommende starke Wind machte es zu einem Vergnügen in den Wellen zu toben - andererseits jedoch wurde man am Strand mit der "Sanddose" gepiesackt. Zurück im 'La Garetta' wurde uns Aal gegrillt. Dazu gab es Scampi, Salate, gebackenes Fladenbrot ... Ein wirklich exquisites Mal unter südlicher Sonne. Für diesen schönen Ausflug mussten wir dann aber auch 260000 TL hinlegen, 60000 davon für den Bootsführer. Den Sonnenuntergang haben wir an einem weiteren schönen Strand miterlebt. Hier war, mit Ausnahme zweier Campingbusse, niemand auf einer Länge von ca. 3 km. Man kann direkt am Strand, oder auch im Wasser, entlang fahren. Ich muss hier unbedingt wieder hin!

Freitag, 17. Mai 1991

Und schon wieder beginnt der Tag wolkenverhangen. Voller Wut auf das sch... Wetter beschließe ich nach Datça zu fahren. Zuerst ging es auf Schotterpisten Richtung Süden. Auf dem nächsten Berg war eine Müllkippe zu besichtigen. Ich glaube nicht einmal, das es sich um eine wilde Deponie handelt! Ansonsten aber bestand die Gegend wieder einmal aus bewaldeten Mittelgebirge mit unzugänglichen kleinen Dörfern. Die Männer und Jugendlichen schauen immer ganz genau wenn ich vorbeifahre, die Frauen jedoch scheinen mich kaum zu bemerken. Das ist die islamische Mentalität. Auf jeden Fall müssen die Leute hier sehr, sehr arm sein. Die Hütten aus Wellblech und Holz haben als Regenschutz teilweise Plastikplanen auf den Dächern.
Irgendwann stieß ich dann auf die "Hauptstraße" von Datça. Die folgenden 80km dauerten 2 Stunden! Die Straße verläuft teilweise spektakulär über das Gebirge - oft ist auf beiden Seiten die See zu sehen. Einmal habe ich einen Abstecher auf einem Eselspfad zum Meer gemacht. In einem natürlichen Hafenbecken, einer vom Meer fast abgeschnittenen Bucht, dümpelten zwei Jachten. Einfach fantastisch war der Blick über das Wasser. Leider hatte ich keinen Fotoapparat dabei.
Datça selbst ist der Rede nicht wert, ich habe mich sofort wieder auf den Rückweg gemacht.
Wieder in Marmaris habe ich Ludger, den Wasserskilehrer, aufgesucht. Er stammt aus Köln und lebt seit 5 Jahren mit seiner Familie hier. Wir haben lange geklönt beim traditionellen Çay und uns für morgen verabredet.
Um ca. 15 Uhr lag ich wieder am Strand, das Wetter hatte sich entscheidend verbessert, und habe gelesen. Um 18 Uhr kam BB zurück aus Marmaris. Nach dem üblichen Saunabesuch und dem Abendessen wurde der Abend mit dem ebenso üblichen Bierkonsum in unserer "Stammkneipe" beendet.

Samstag, 18. Mai 1991

Wasserski fahren! Bis es endlich losging hatte ich ziemliche Muffe. Aber Ludger hat alles gut erklärt und dann ging es los. Gleich der erste Start klappte - erst nach einer für meinen Geschmack unheimlich langen Fahrt (ca. 6km) kam es zum unvermeidlichen Ermüdungssturz. Ich hatte einfach keine Kraft mehr in den Beinen; viel zu verkrampft stand ich auf den Skiern. Nach dem zweiten Start klappte es dann bis zurück zum Bootssteg. Ich war in einer absolut euphorischen Stimmung. Ich glaube die Investition von 190,- DM in den Lehrgang wird sich lohnen.

Sonntag, 19. Mai 1991

Pfingstsonntag! Und typisches "Vejers" Wetter. Eigentlich ist heute die zweite Lehrstunde Wasserski angesagt. Aber als ich gerade los will fängt es auch noch an zu regnen. Ohne mich! Lieber wieder ins Bett - noch sind nicht alle mitgebrachten Bücher gelesen. Um 14 Uhr jedoch ist es geschehen: nichts lesbares lässt sich mehr finden! Also bin ich zur Rezeption, Klönschnack mit Conny. Sie ist erst seit zwei Wochen im Hotel, hat aber in Marmaris schon eine Menge Kontakte. Wir verabreden uns zu um halb 5 damit sie mir bei der Auswahl von Gold-Schmuck für Claudia und Gabi und Jürgen behilflich sein kann. Trotz des schlechten Wetters fahren wir mit der Transe; immerhin hat es aufgehört zu regnen. In jedem Juwelierladen, den wir ansteuern, müssen wir Çay oder Bier trinken, ich lerne eine Menge Leute kennen und es wird auf Teufel komm raus gefeilscht. In einem Restaurant am Hafen haben wir dann Rotbarsch und andere Spezialitäten aufgetischt bekommen. Ein netter Abend, obwohl ich nichts gekauft habe. Jedenfalls weiß ich jetzt aber was und wo ich suchen muss. Um 23 Uhr war ich wieder im Hotel, wo ich schon von meinem Trinkkumpan erwartet wurde ...

Montag, 20. Mai 1991

Nix Sonne, aber zumindest hat der Wind nachgelassen. Also ab zum Wasserski. Der erste Start klappt wieder gut, aber bald darauf gibt es einen unsanften Einlauf. Vielleicht sollte ich besser nach vorne stürzen ... Dann ging es aber besser, mindestens 19 Minuten bin ich hinter dem Boot hergefahren. Heute wurden Kurven geübt. Und ich war gut, hä hä.
Danach lagen wir bei wechselhaften Wetter am Strand. Zwischendurch haben wir eine Palette Bier besorgt, da der Kühlschrank immer leerer wird. Nach dem Abendbrot wollen wir noch nach Marmaris rein. Das ewige Biertrinken ist zwar sehr schön, auf die Dauer jedoch unbefriedigend.

Dienstag, 21. Mai 1991

Oh je! Es wurde sehr spät gestern. Zuerst waren wir in Selma's Lederladen. BB hat eine Handtasche für Kerstin erstanden. Eine Holländerin die dort arbeitet hat uns den Tipp "Green House" gegeben. Nach kurzem Suchen haben wir diese gemütliche Kneipe auch entdeckt. Mit diversen Leuten sind wir ins Gespräch gekommen. So richtig erinnern kann ich mich aber nur an ein englisches Ehepaar. Der Rückweg um wer-weiß-wann war interessant. Wir sind erst eine Weile marschiert, denn kein Taxi wollte uns für 15000 TL - der übliche Preis - nach Içmeler fahren. Irgendwo auf dem Weg müssen wir auch etwas gegessen haben, genaueres ist jedoch nicht bekannt ...
Jedenfalls platzte BB dann der Kragen und er fragte einen Taxifahrer ob er uns für 20000 TL fährt. Dieser meinte, dass er nach Taxameter führe, aber BB bestand tapfer auf den Preis. Er fuhr uns also und der Taxameter zeigte am Ziel 13000 TL. Welch ein Verhandlungsgeschick ;-)
Das Wetter ist heute fantastisch, ideal um nächtliche Schlafdefizite und Alkoholüberschüsse auszugleichen. Gegen Mittag wurde es zwar sehr windig, aber die Sonne ließ uns nicht im Stich. Ludger hat mir gezeigt wie man mit den Skiern steuert indem man das Gewicht verlagert, und wie man die Heckwelle des Bootes für Sprünge ausnutzt. Es hat tierischen Spaß gemacht.
Nachdem ich zweimal vergeblich versucht habe PJ zu erreichen, der heute Geburtstag hat, war der Tag ziemlich früh beendet.

Mittwoch, 22. Mai 1991

Langsam pendelt sich das Wetter ein. Nur Sonne und kein Wind. Wasserski war wieder Spitze. Ich kann es! Kein einziger Sturz trotz 50km/h. Morgen noch einmal bei 70 km/h und dann ist der Monoski fällig.
Heute konnten wir auch das erste Mal Schnorcheln. Dies und der Bierkonsum bei Goran ließen mal wieder echtes Turunç-Feeling aufkommen. Abends sind wir wieder ins "Green House", die Umgebung dort ist um ein vielfaches angenehmer als das Hotel. Wir wollten dann eigentlich schon relativ früh ins Bett, aber der übliche Ausklang des Tages auf der Terrasse zog sich bis 3 Uhr in der Früh hin, da sich noch zwei Zimmernachbarinnen zu uns gesellten. Leider mussten wir dann auf Wein zurückgreifen - die Biervorräte waren schon wieder verpufft ...

Donnerstag, 23. Mai 1991

Ich habe Claudia angerufen. Sie kommt! Allerdings wird es noch eine Woche dauern. Ich freue mich wie wild!
Am Strand das Übliche: Sonnen, Schnorcheln, Effes bei Goran. Wasserski mit Tempo 70 km/h! BB hat Fotos gemacht. Hoffentlich ist der abschließende Sturz nicht drauf. Mit dem Dolmuş nach Marmaris, Green House. Diesmal mit Elke und Carolin, den Nachbarinnen. Es wurde wieder recht spät, morgen werden wir wohl mal das Frühstück sausen lassen und ausschlafen.

Freitag, 24. Mai 1991

Das Wetter macht wieder eine Krise durch. Also haben BB und ich Tennis gespielt. Beide sind wir blutige Anfänger, aber es hat Spaß gemacht und wir kamen ins Schwitzen. Und das ist die Hauptsache. Um halb 2 haben wir uns dann eine Mittagspause bis 18 Uhr gegönnt. Nach dem Essen, es gab unter anderem Kuttelsuppe, haben wir Bauernskat gespielt der Hausdisko einen kurzen Besuch abgestattet. Ich wurde doch tatsächlich von einer Türkin aufgefordert. Meinen dbzgl. Stolz minderte Burkard mit der Bemerkung, das es eine hoteleigene Animatöse sei ...

Samstag, 25. Mai 1991

Ein Sauwetter, aber wen wundert es noch. Wir haben einen Fitnesstag eingelegt. Tennis und türkisches Bad. Das Hamam war ganz lustig. Zuerst wird man mit einem kräftigen Schwamm von oben bis unten regelrecht abgerubbelt. Es kommt ein ziemlicher herunter und leider auch einwenig von der sauer verdienten Bräune. Danach wird man dann eingeseift. Wieder von Kopf bis Fuß. Die Genitalien bleiben natürlich mit einem Handtuch bedeckt. Nicht mal beim duschen wird es abgenommen. Im Ruheraum wird man dann in zig Handtücher eingewickelt und bekommt etwas zu trinken. Zum Abschluss gibt es dann noch etwas Kölnisch Wasser und schon wirkt man wieder wie neu. Man sollte es auf jeden Fall einmal mitmachen. Eine Wiederholung ist für mich aber kein Muss.
Da wir jetzt einen ziemlichen Kohldampf hatten, haben wir uns zu einem Iscander Kebab zerren lassen. Das kann man wörtlich nehmen. Das Fleisch war nicht schlecht, aber leider zeigten sich auf dem Yoghurt schon Schimmelflecken. Dementsprechend war dann auch der Geschmack.
Um 23 Uhr ging es in die Disko des Lidya-Hotels. Jeder den wir nach einer guten Disko fragten nannte uns diesen Namen. Hier darf man nur in weiblicher Begleitung rein - also haben wir die Nachbarinnen mitgenommen.
Um 1 Uhr wurde es richtig voll und wir haben sind beim Tanzen ziemlich ins Schwitzen gekommen. Es war super. Und ein Novum: der erste Abend ohne Bier, alternativ gab es Raki. Um 4 Uhr war dort Schluss. Ein Taxifahrer erklärte sich nach zähen Verhandlungen bereit uns nach Marmaris zur ersten Hamburger-Bude zu bringen, dort auf das Ende der Vertilgung von 4 Hamburgern zu warten und uns dann ins Hotel zu bringen. Das Ganze für 25000 TL. Bis um 7 Uhr haben wir noch blödelnd (wie sonst?) zusammengesessen.

Sonntag, 26. Mai 1991

Dann sind BB und ich direkt zum Frühstück gegangen. Es war ziemlich kalt und windig, aber ich habe mich trotzdem bis um 9 Uhr ans Wasser gelegt. Dann aber musste ich meine Schnarchaktivitäten auch ins Bett verlegen.

Montag, 27. Mai 1991

Wie haben endlich mal wieder Glück mit dem Wetter. Aus diesem Glücksgefühl heraus haben wir im Laufe des Tages eine Menge Bier fließen lassen. Immer wieder musste einer von uns den Strand für den Biergang verlassen. Und natürlich wurde auch das Meer entsprechend oft erwärmt!
Am Nachmittag kamen auch noch Elke und Caroline dazu. Wir haben es bis um 18 Uhr am Wasser ausgehalten - ein absolutes Novum. Morgen wollen wir mit dem Wagen nach Dalyan, deshalb geht es früh ins Bett.

Dienstag, 28. Mai 1991

Aufstehen um 6 Uhr. Bereits gestern haben wir den Mietwagen erhalten, sodass wir direkt nach dem Frühstück starten können. Das Wetter ist fantastisch, aber als wir bei Klaus und Michael ankommen ist es mit einem Mal bewölkt und es fängt an zu nieseln.
Diesmal bekommen wir ein anderes Boot gestellt, denn der Fahrer vom letzten Mal hatte Gäste beklaut und wurde unter Schimpf und Schande vertrieben. Nachdem wir wieder mal Kaunos besichtigt haben - dieses Mal konnten wir uns ja schon als Fremdenführer betätigen - lockert das Wetter wieder auf und wir können uns am Strand sonnen. Zwischendurch fährt uns unser Bootsführer zu einer vorgelagerten Insel wo wir in einer windgeschützten Bucht hervorragend Schnorcheln und schwimmen können.
Ich bin dann mit BB auf die andere Seite des Sandstrands geschwommen. Ein wahrhaft traumhaftes Badewasser. Sogar die beiden 'Frosties' stiegen ins Wasser. Dann bin ich den ca. 3km langen Strand bis zum Ende gejoggt. Herrlich. Leider lief ich mir einen Wolf, das war dann weniger herrlich und behinderte für den Rest des Tages meinen elfenhaften Gang.
Daraufhin waren wir wieder bei den heißen Schwefelquellen. Diesmal jedoch an einer anderen Stelle. Hier handelte es sich wirklich um ein Schlammbad, und ich habe Zweifel, ob meine Badehose jemals wieder ihre Originalfarben zeigen wird. Es ist schon ziemlich eklig, zumal gerade eine schwäbische Reisegruppe das Loch in Beschlag genommen hatte.
Bei unseren Freunden angekommen habe ich mein Zelt aufgebaut. Klaus meint, dass es so am Besten verkauft werden könnte. Ich bin ja mal gespannt. Nach dem hervorragenden Essen, es gab Aal und geschnetzeltes Fleisch, sind wir im strömenden Regen nach Marmaris gefahren. Vorher haben wir jedoch für unsere Begleiterinnen noch einen Abstecher zum traumhaften Strand von Dalyan über die 'Oleanderstrasse' gemacht. Nachdem wir den Wagen abgegeben hatten musste ich bei Boran noch einige Bierchen tilgen. Da ich der Fahrer unsere kleinen Reisegruppe war hatte tagsüber meinen Bierpegel vernachlässigt ...

Mittwoch, 29. Mai 1991

Zuerst habe ich es noch am Strand ausgehalten, aber um 12 Uhr hatte ich die Nase voll. Es war einfach zu kalt. Deshalb bin ich mit Elke Motorrad gefahren. Wir waren zuerst in Marmaris und sind dann über Içmeler nach Turunç gefahren. Dort habe ich in Erinnerungen geschwelgt, nach dem Motto: "Hier haben wir mit Hannah und Rosi Bier getrunken, ... und hier haben wir eine türkische Pizza gegessen". Außerdem haben wir uns das "Turunç Otel" angeschaut. Es hat sich kaum verändert, lediglich der Sonnensteg ist nicht mehr da. Dann haben wir noch versucht die Wasserfälle zu finden von denen Klaus gesprochen hatte. Leider vergebens! Aber die Strecke, mit mehreren Wasserdurchfahrten, war sehr interessant. Ich habe inzwischen keine Skrupel mehr den Gashahn mal etwas mehr aufzudrehen. Und Elke erweist sich als gute Sozia.

Donnerstag, 30. Mai 1991

Jeep Safari. Nach einer Einweisung auf der Karte und den Jeeps (z.B. nur 3 Gänge) ging es in Kolonne dem Boss hinterher.. Ich bin zuerst gefahren und hatte bei der Wasserdurchfahrt mein Waterloo. Ich war zu schnell, und das Schwellwasser erreichte die Verteilerkappe. Der Motor spuckte und sprotzte und verweigerte die Gasannahme, er ging zum Glück jedoch nicht aus und so schafften wir die Passage. Es wurde uns eine tolle Landschaft gezeigt: Wasserfälle, Mühlen, türkisches Landleben, schwarze Störche, Schildkröten etc. Es war fantastisch. Nur das Fahren selbst hatte ich mir spaßiger vorgestellt. Die Dinger waren tierisch lahm, und der vorausfahrende Guide bestimmte sogar den zu fahrenden Gang! Es wurde fast nur im 2.Gang gefahren. Aber sonst war es lustig. Nach unserer Rückkehr haben wir lange Duschen müssen, um den Dreck vom Körper zu spülen. Man staubt fürchterlich ein, und die Jeans musste, nach inzwischen 4wöchiger Nutzung, gewaschen werden.

Freitag, 31. Mai 1991

Ich bin ziemlich aufgeregt. Trotz des schönen Wetters halte ich es nur bis um 12 Uhr am Strand aus. Denn seit viertel nach 9 Uhr MESZ soll Claudia in der Luft sein. Um 14 Uhr bin ich am Flugplatz, normalerweise zur rechten Zeit. Zuerst hieß es, dass der Flieger 3 Stunden Verspätung hat, also habe ich eine Tour die Berge Richtung Fethiye gemacht. Ganz nett, aber meine Gedanken kreisten woanders ...
Um es kurz zu machen, auch um 17 Uhr kam der Flieger noch nicht an. Er hatte sich schon in Düsseldorf wegen Motorproblemen um eine Stunde verspätet. Aus dem selben Grund musste er dann in Istanbul zwischenlanden. Erst nach 5 Stunden wurden die Passagiere dann mit einem Flieger der Istanbul Airlines abgeholt. Um 21 Uhr konnte ich sie endlich in die Arme nehmen. Da ich natürlich nur den Jethelm mit Sonnenbrille dabei hatte, wurde die Rückfahrt in der Dunkelheit ein echtes Abenteuer. Da ich die Brille, zum Schutz der Augen vor den Insekten, nicht abnehmen konnte, fuhr ich praktisch blind durch die Gegend. Um halb 21 Uhr waren wir im Salute Hotel. Leider durfte ich nicht mit auf ihre Zimmer - ich musste mir ein eigenes für 20 DM nehmen. Danach sind wir ins Marti gefahren, denn für eine Nacht habe ich dort ja noch ein Zimmer.
Um 1 Uhr haben wir uns mit BB und den Kölnerinnen im Lidya getroffen und bis 4 Uhr BB's Abschied gefeiert. Danach haben wir für alle Hamburger besorgt und nachdem BB wieder Bier in den Händen hatte wurde er so munter, dass er uns bis 6 Uhr keine Ruhe mehr ließ. Erst als ich ihn in seinen Bus verfrachtet hatte, konnte ich wie Tod ins Bett fallen. Ein anstrengender Tag.

Samstag, 1. Juni 1991

Das Frühstück mussten wir leider sausen lassen, aber um 11 Uhr lagen wir am Strand. Claudia hat das schönste Wetter mitgebracht. BB hatte übrigens die volle Telefonrechnung beglichen. 400 DM!! Wir haben uns vorgenommen wieder primär aufs Karten schreiben umzusteigen, falls wir mal wieder gemeinsam Urlaub machen sollten.
Nachdem ich Claudia Içmeler gezeigt und Boran vorgestellt habe sind wir in ihr Hotel gefahren und haben die Zimmer bezogen. In Marmaris gab es Iskender Kebab, diesmal sogar ohne Schimmel. Und dann waren wir im Green House. Die wichtigsten Dinge von Marmaris hat Claudia damit abgehakt. Nachts mussten wir wie wild Mücken fangen.

Sonntag, 2. Juni 1991

Mein Geburtstag. Wir sind die Strecke der Jeepsafari mit der Transalp abgefahren. Die eignet sich für solche Strecken noch besser als ein Jeep. Also, zunächst an den 'Mädchensand', wo wir von zwei Türken zum Cocktail eingeladen wurden, dann zu den Wasserfällen und nach Bayirköyü zur Moschee-Besichtigung.
Abends haben wir mit den Essenmarken von Carolin und Elke fürstlich gespeist und sind zurück zum Salute. Schließlich war wieder Mückenjagd angesagt.

Montag, 3. Juni 1991

Nach dem Frühstück sind wir nach Dalyan gefahren. Mit dem zusätzlichen Gepäck von Claudia war die Fahrt etwas beschwerlich ...
Michael hat uns in der Tolga-Pension einquartiert, wir haben ein wunderschönes Zimmer direkt am Wasser bekommen. Wir sind dann zum Traumstrand gefahren. Ein übersehener Stein hat mir den Motorschutz zerkratzt. Na ja, dafür ist er ja wohl da.
In der Pension ist dann das passiert, was zu 2 neuen Ringen geführt hat. Hört sich irgendwie kitschig an, aber wir haben uns verlobt. Und selbst die negativen Reaktionen von Klaus uns Michael konnten uns nicht davon abhalten in der Caretta-Bar ein Flasche Sekt zu köpfen. Da die Frau von Michael Geburtstag hatte blieb es nicht bei der einen ... Der Tag war toll!

Dienstag, 4. Juni 1991

Das Frühstück in der Pension ist toll, die Tochter des Hause überschlägt sich fast bei der Bedienung. Es ist fast 12 Uhr als wir in die Caretta-Bar gehen um uns ein Boot zu besorgen. Ich habe Claudia Kaunos gezeigt und dann wurden wir zum Sonnen an den Strand gebracht. Da das Boot irre langsam war, zog sich die Fahrt sehr in die Länge. Um 18 Uhr wurden wir wieder abgesetzt, die Schwefel-Quellen wollten wir uns diesmal schenken und stattdessen nach Verlobungsringen Ausschau halten. Aber der eine Juwelier von Dalyan hatte nichts zu bieten. Morgen wollen wir deshalb nach Fethiye.

Mittwoch, 5. Juni 1991

Vormittags ist es etwas bewölkt, und erst nach 15 Uhr knallt die Sonne wieder unerträglich heiß. Deshalb passt es ganz gut, dass wir heute Ringen kaufen wollen. Leider haben wir einen etwas ausgefallenen Geschmack, denn in OrtaÇa finden wir keine großen, dicken, schlichten Goldring. Also fahren wir den kurvenreichen, landschaftlich äußerst reizvollen Weg nach Fethiye. Nachdem wir alle Läden abgeklappert haben bleiben wir schließlich bei einem hängen der zwar auch nicht das Gesuchte anbieten kann ("Wenn ich das nicht habe, dann gibt es das in der ganzen Türkei nicht"), uns jedoch trotzdem zwei Ringe und einen neuen Verschluss für Claudias Kette verkauft.
Auf der anschließenden Suche nach einem Imbiss haben wir uns von einem Teppichhändler in ein Restaurant schleifen lassen. Er hat uns in ein wirklich nettes, aufschlussreiches Gespräch verwickelt - und das Essen war auch hervorragend.
Im Hafen von Fethiye haben wir uns auf eine Parkbank gesetzt und ganz vorschriftsmäßig die Ringe getauscht.. Wenn ich so eine Szene beobachten würde, fände ich das Ganze wohl etwas peinlich. So aber fand ich es toll!
Anschließend sind wir weiter nach Ölüdeniz um Fred zu besuchen. Leider war er am Vortag abgereist. Schade.
Abends haben wir in der Caretta-Bar unsere türkische Pizza gegessen und die Alkoholbestände dezimiert. Ich habe dabei so zugeschlagen, dass ich unser Zimmer noch einmal für einen kleinen Spaziergang verlassen musste ...

Donnerstag, 6. Juni 1991

Es verspricht ein sehr heißer Tag zu werden. Wir wenden uns deshalb unserem Lieblingsstrand zu. Naturschützer hindern uns daran direkt bis zum Strand zu fahren. Wegen der Schildkröten. Dafür haben wir natürlich Verständniss. Aber als sie uns dann auch noch von den Handtüchern scheuchen, um die eventuell darunter befindlichen Gelege zu schützen, werden wir doch ein wenig ungehalten. OK, dann gehen wir halt ins Wasser. Aber, wie uns dann später der dritte Naturbursche versichert, ist es überhaupt verboten sich in einem Bereich von 50m vom Wasser aufzuhalten. Den Rest des Tages liegen wir also weiter weg vom Strand und lassen uns wie die Schildkröteneier von der Sonne brüten. Da Claudia morgen wieder zurück muss verbringen wir den Abend mit Verabschiedungen. Unsere Pensionsfamilie bekommt wegen der tollen Bewirtung eine Flasche Wein. Eine Pension mit Familienanschluss, das gibt es selten. Gestern hatte uns der Chef des Hauses z.B. Fleischklopse auf den Balkon gebracht, einfach so. Sonja, die schüchterne Küchenhilfe bekommt einen russischen Armreif. Sie hatte Claudia einen Anhänger gegen den bösen Blick und Ohrringe geschenkt.

Freitag, 7. Juni 1991

Nachdem wir ein letztes Mal gemeinsam das tolle Frühstück zu uns genommen haben, werden wir von Tolga, dem jungen Spross der Familie, zu einer Ruderbootstour eingeladen. Mit seinen 5 Jahren ist er schon recht geschickt, aber nach 100m habe ich ihn mit dem Rudern abgelöst. Wir haben in der Caretta-Bar halt gemacht und wurden von Klaus und Michael mit Sekt verabschiedet. Mit einiger Verspätung hob den um 15 Uhr der Flieger nach Düsseldorf in Dalaman ab, und mit ihm mein Geburtstagsgeschenk ...
Natürlich habe ich heute kaum zu etwas Lust. Ich musste Klaus XT500 zum Leben erwecken, er hat es wieder mal nicht hinbekommen, und wir haben eine kleine Tour zusammen gemacht. Außerdem habe ich seine momentane Wohnung und sein im Bau befindliches Haus kennen gelernt. Ansonsten wurde ich zum Steak eingeladen und habe mich mit wildem Bierkonsum revanchiert.

Samstag, 8. Juni 1991

Jetzt geht es auch für mich gen Heimat. Diesmal auf dem Landweg. Auf einer fantastischen Strecke geht es zunächst nach Pammukale. Das Dorf, bzw. die Stadt ist in den letzten Jahren für die Touristen der 'Baumwollschlösschen' entstanden. Bei weitem nicht mein Geschmack. Und, entgegen meiner sonstigen Gewohnheit, habe ich mich von einem Hotelwerber anquatschen lassen. Quer durch Pammukale bin ich ihm auf der Transe zum Hotel gefolgt. Eine Schau. Na ja, das Preis-Leistungsverhältnis stimmt.
Die einzigen anderen Gäste sind 2 Frankfurter DR-BIG-Treiber. Beim gmeinsamen Besuch der Kalksinterterrassen verging der restliche Tag sehr schnell. Abends wollte ich eigentlich nur noch ein paar Bierchen vertilgen. Nach dem dritten wurde ich von 2 Türken angesprochen. Es waren Teppichhändler. Da sie auch schon mehrmals nach Deutschland ausgeliefert haben, konnten wir uns sehr gut auf Deutsch unterhalten. Irgendwann nachts wurde ich zum Essen in ihr Hotel eingeladen. Hier wartete schon die ganz Teppich-'Mafia', alle schick in Schale und sehr distinguiert. In meinen Klamotten wirkte ich wahrscheinlich wie ein Müllmann bei einer Vorstandssitzung der Deutschen Bank. Trotzdem ging es mir prima, denn obwohl die Gespräche, da türkisch, an mir vorbei gingen, wurde mir zwischendurch vieles von meinen neuen Freunden erklärt. Der Abend schloss dann mit einem Whiskey am Hotelpool und ich wurde danach von einem meiner inzwischen besoffenen Begleiter zu meinem Hotel gefahren. So schnell kann man in der Türkei einen tollen Abend erleben!

Sonntag, 9. Juni 1991

Es ist zwar auch heute sehr warm, aber leider bewölkt und ab und zu nieselt es auch. Der Weg nach Ephesos ist ziemlich nervig. Für hohe Geschwindigkeiten ist die Straße einfach zu schlecht. Trotzdem lasse ich mich verleiten. Um 12 Uhr bin ich in Selcuk wo ich noch mal 200 DM umtausche. Aufgrund des Wetters und des Stalldrangs wurde der Besuch von Ephesos ein ziemlicher Kurzbesuch. Schad eigentlich, denn es ist hier ganz fantastisch! In Jogging-Manier bin ich durch die Straßen gerannt, habe Beweisfotos geschossen und war nachmittags schon wieder auf der Straße. Es ging über Izmir an der Küste entlang bis zum verschlafenen Dorf Kücükkuyu, wo ich wieder mal ein Hotel für mich allein hatte. Für ganze 10 DM! Ich habe noch mal recht gut türkisch gespeist, Lars angerufen und mich nach den letzten zwei türkischen Bieren ins Bett verkrochen.

Montag, 10. Juni 1991

Ein Schock am Morgen. Als ich um 8 Uhr meine Maschine sattelte kam der Großvater des Hauses und verkündete ganz stolz, dass der Enkel die Transalp geputzt hätte. All die schönen Urlaubserinnerungen waren weggewischt worden. Stattdessen kamen einige Kratzer hinzu, denn der Knirps hat natürlich nur einen kleinen, trockenen, dreckigen Lappen ohne Wasser verwendet. Ich habe trotzdem gelächelt, wie soll man auch böse sein. Bezahlt habe ich für den 'Dienst' jedoch nicht. Entweder er hat es aus Spaß an der Freude gemacht oder er überlegt es sich beim nächsten Mal ...
Zunächst ging es bis Canakkale, vorbei am uninteressanten Troja, wo ich per Fähre die Dardanellen überquerte und wieder europäischen Boden betrat. Irgendwie ein tolles Gefühl. Dann ging es weiter nach Edirne, der letzten Stadt vor der Grenze. Eigentlich wollte ich hier noch eine Nacht auf türkischem Boden verbringen, aber es war noch früh am Tage und es zog mich magisch gen Heimat.
Die Passformalitäten auf der türkischen Seite gingen recht umständlich vonstatten. Drei verschiedene Grenzer sahen sich meine Passe und meine Einreisepapiere an. Vom vierten bekam ich dann den Pass, versehen mit seiner Unterschrift, zurück. Die Einreise nach Bulgarien war problemlos. Ich hatte ja schon ein Visum. Auch den Pflichtumtausch musste ich nicht leisten, weiß der Teufel warum. Allerdings musste ich den Grenzer per Wheelie passieren. Auch eine Art Strafe!
Problematisch war das Tanken. Auf der gesamten Transitstrecke gab es auf 400km höchstens drei Tankstellen. Irgendwo auf der Autobahnüberholte ich 2 Polizisten auf MZ. Als ich auf meinen Tank zeigte nannte mir der eine durch das zweitakt Gebrüll hindurch zwar einen Ort, eine Tanke fand ich dort jedoch nicht.
Zum Glück fand ich kurze Zeit später eine. Der mürrische Tankwart meinte jedoch, dass Benzin alle sei und schickte mich 40km weiter. Mit dem letzten Tropfen, ich fuhr seit geraumer Zeit nur noch 90 km/h, erreichte ich diese. Aber auch hier gab es zunächst keinen Sprit. Als ich jedoch 10 Dollar hervorholte (die hatte Claudia mir mitgegeben!) bekam ich dafür 13 Liter. Damit schaffte ich es dann bis Pirot in Jugoslawien.
In der Stadt habe ich mich für 56 DM im Pirot-Hotel eingemietet. Zum Essen war ich zu müde, die Fahrt hat doch sehr geschlaucht. Also ab in die Heia! Vorher habe ich jedoch erstmalig in diesem Urlaub (!) Öl nachgefüllt und die Kette gespannt. War eigentlich noch nicht nötig, aber ich hatte das Bedürfnis mal etwas für die Transalp zu tun. Ein tolles, absolut pflegeleichtes Reisemotorrad!

Dienstag, 11. Juni 1991

Das erste Mal habe ich wieder die Motorradsachen angezogen. Ich habe mir viel für heute vorgenommen. Nachdem ich ein mickriges Frühstück mit ranziger Butter bekommen habe geht es um 8 Uhr los. Jugoslawien war ähnlich deprimierend wie Bulgarien. Auch hier hatte ich Probleme mit der Spritversorgung. Zuerst mussten 5 Dollar daran glauben. Dann, beim nächsten Tankstopp, musste ich die 20 Dollar schwarz wechseln. Da das jugoslawische Geld für Ausländer nicht zu zählen ist, wusste ich nicht einmal wieviel ich bekommen habe. Den Rastplatz verließ ich fluchtartig nachdem 5 jugoslawische Trucker eine Show à la Salvatore mit 3 Streichholzschachteln veranstalteten um mich zum Spielen zu animieren.
Irgendwann ab Nis konnte ich die Autobahn (Autoput) benutzen. Ich kam natürlich schön schnell voran, aber leider kostete der Spaß wieder mal einiges. Das Wechselgeld von den 20 Dollar reichte nicht aus, daher ging in der nächsten Wechselstube auch noch mein letzter 50er DM-Schein drauf. So konnte ich die nähsten Autobahn-Gebühren bezahlen. Und es reichte auch noch für ein opulentes Fastfood-Essen an der Grenze zu Ungarn bei Horgós.
In Ungarn habe ich zu spät die Karten herausgeholt, deshalb machte ich einen riesigen Umweg Richtung Szeged. Na ja, das kann passieren. Ansonsten war Ungarn easy zu fahren. Nur einmal musste ich den Pass heraus holen. Und zum hundersten Mal musste ich den Preis der Maschine nennen. Nach tausenden von Mückenleichen und einigen Litern jugoslawischen Bitumens sah die Maschine allerdings nicht mehr sehr wertvoll aus.
In Ungarn hat der Aufschwung begonnen, das merkt man überall. Keine Benzinprobleme, und die Leute sind freundlich. Leider gibt es (noch?) keine Autobahnen, aber die Straßen sind gut mit 120 km/h zu befahren. Ich nahm auch kaum noch irgendwelche Rücksicht und habe die Möglichkeiten meines schnellen Motorrades voll ausgenutzt. Um 19 Uhr war ich dann bereits an der österreichischen Grenze. Hier konnte ich meine Devisen, 5000 italienische Lire, 2000 ungarische Forint und 25000 türkische Lira in Shilling umtauschen. Dann ging es ohne Pause auf der Autobahn Richtung Linz. Um 21 Uhr war ich kurz hinter Wien und habe, da es sehr kalt wurde, sämtliche warmen Klamotten angezogen. Jogginghose, Motorradjacke, Handschuhe, Nierengurt, Sturmhaube. Ich rief Claudia an um ihr mitzuteilen, dass ich die Nacht durchfahre und irgendwann morgens in Essen ankomme.
Um halb 6 Uhr war ich dann in Essen. Nach 250km habe ich jeweils zum Tanken gehalten, mich in der Raststätte am Händetrockner gewärmt und bin dann mit 160 km/h weiter genagelt. Es war wegen der ungewohnten Kälte ein fürchterliche Tortur, aber Fahrzeug und Fahrer haben durchgehalten. Ich war ziemlich froh die 1800km von Pirot bis Essen an einem Tag (22 Std.) geschafft zu haben. Aber genauso froh war ich endlich ins Bett fallen zu dürfen!

Nachtrag

Toller, traumhafter Urlaub. Sowas macht man leider nicht alle Tage ...